Erste Hilfe
Der Begriff „Erste Hilfe“ umfasst all die Maßnahmen, welche ein Tierbesitzer bzw. Ersthelfer bei einem verunglückten Tier am Unfallort sofort einleiten kann, um größeren Schaden an der Gesundheit des Tieres abzuwenden.
Beim Umgang mit einem verletzten Tier ist äußerste Vorsicht geboten, da es evtl. heftige aggressive Abwehrreaktionen zeigen kann. Aus diesem Grund müssen Sie egoistisch sein. An erster Stelle steht die eigene Sicherheit. Es hilft dem verunglückten Tier nicht, wenn auch Sie, als der Hilfeleistende verletzt werden. Durch Schmerzen, Angst und Panik kann auch ein sonst freundlicher Hund aggressiv und unberechenbar reagieren. Sprechen Sie beruhigend auf das verletzte Tier ein. Auf einen grossteil der Tiere wirkt eine schützende Decke, die vorsichtig über das Tier ausgebreitet wird, sehr beruhigend. Als Ersatz kann auch eine Jacke oder ein Pulli diese Dienste erweisen.
Wenn die Gefahr besteht, dass das verletzte Tier sie beißen könnte, binden Sie den Fang des Tieres mit einer Mullbinde oder einem Tuch zu.
Wichtig ist: Verfallen Sie nicht in Panik und verschaffen Sie sich einen Überblick. Behandeln Sie immer die wichtigsten und für das Tier gefährlichsten Verletzungen zuerst. Kleine Schnittwunden o.ä. können auch im Anschluss noch behandelt werden.
Sofortmaßnahmen:
1. Sichern Sie die Unfallstelle, um Ihr Leben und das des Tieres zu schützen.
2. Nähern Sie sich vorsichtig und ruhig dem verletzten Tier.
3. Beobachten Sie das Tier genau, um auf evtl. Abwehrreaktionen gefasst zu sein und diesen vorbeugen zu können. Stellen Sie sicher, dass das verletzte Tier nicht weglaufen kann (z.B. durch anleinen).
4. Überprüfen Sie die Atemwege, säubern Sie ggf. den Rachenraum von Blut, Schleim oder Erbrochenem, um ein Ersticken des Tieren zu vermeiden.
5. Überprüfen Sie die Herztätigkeit und den Puls und wenden Sie, wenn nötig, Wiederbelebungsmaßnahmen an (Herzmassage und künstliche Beatmung).
6. Stillen Sie stark spritzende Blutungen durch einen Druckverband.
7. Nehmen Sie Kontakt mit einem Tierarzt oder einer Tierklinik auf.
8. Bereiten Sie den Abtransport vor (Decke, Brett, Kiste etc.).
9. Verhindern Sie schockbedingte Auskühlung des Tieres mit Decken oder Folien.
10. Bleiben Sie bei dem verletzten Tier, da Fluchtgefahr besteht und überwachen Sie weiter Atmung und Puls.
Notfallsymptome und ihre gezielte Behandlung:
Schock
Schock stellt immer eine lebensbedrohliche Situation dar!
Es wird unterschieden zwischen:
1. Volumenmangel-Schock à verursacht durch massiven Blutverlust
2. Septischer Schock à bedingt durch Bakterien
3. Toxischer Schock à bedingt durch Giftstoffe
Schockanzeichen:
- auffällige Aktivitätslosigkeit
- fehlende Reaktionen auf Umweltreize
- extrem hohe Herz- und Atemfrequenz
- sinkende Körpertemperatur
- verlangsamte kappilare Füllungszeit (reflektiert Schweregrad des Schocks)
kritischer Bereich der Körpertemperatur liegt bei unter 36° C bzw. über 40,5° C
Jede Art von Schock führt zur Zentralisation des Blutes und zum Zusammenbruch des Blutkreislaufes!
Atemnot- bzw. -Stillstand (Schäden des zentralen Nervensystems nach 3–5-min.
Sauerstoffunterversorgung!)
Überprüfung der Atmung
Heben und Senken des Brustkorbes, evtl. Spiegel oder Glas zur Hilfe nehmen.
Atemwege freimachen
Öffnen Sie hierzu den Fang und entfernen Sie Fremdkörper, z.B.
Erbrochenes aus dem Maul und ziehen Sie die Zunge des Tieres so weit
wie möglich nach vorne.
Beatmung
Strecken Sie den Kopf des Tieres und schließen mit einer Hand den Fang des Tieres. Blasen Sie alle 3 Sekunden Luft in die Nase des Hundes. Achten Sie darauf, dass sich der Brustkorb hebt und senkt. Wiederholen Sie den Vorgang 6 x/Minute, bis das Tier wieder selbständig atmet. Die Atemfrequenz bei Hunden variiert je nach Größe des Tieres und liegt zwischen 40 (bei sehr kleinen und jungen Hunden) und 10 Zügen pro Minute.
Herzstillstand
Legen Sie das Tier auf die rechte Seite und führen Sie eine Herzmassage durch. Dazu üben Sie einen rhythmischen Druck auf den Brustkorb dicht hinter dem Ellbogen aus (ca. 10 Kompressionen in sechs Sekunden). Bei großen Hunden pressen Sie die Handballen an diese Stelle, bei kleinen Hunden die Daumen. Optimal ist, wenn gleichzeitig weiter beatmet wird.
Starke Blutungen durch Schnitt- und Platzwunden
Massiver Blutverlust führt zu akuter Lebensgefahr. Blutungen müssen schnellst-
möglich gestoppt werden.
Verletzung einer Schlagader
Das Blut (hellrot) tritt stoßweise aus. Die Blutung muss mit einem
Druckverband gestoppt werden. Das Tier muss umgehend zum Tierarzt
à Verblutungsgefahr.
Bei massiver Blutung bzw. bei großem Blutverlust muss die Schlagader
abgebunden bzw. das Blutgefäß mit einem Finger geschlossen werden.
Achtung: Eine Gliedmaße darf niemals länger als 20 Minuten abgebunden
sein. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass Gewebe abstirbt.
Abbinden also nur im Notfall, wenn die Blutung nicht anders
gestoppt werden kann.
Verletzung einer Vene
Es tritt dunkelrotes Blut aus. In diesem Fall sollte ein fester Druckverband
ausreichen, um die Blutung zu stillen. Eine Nachbehandlung durch den
Tierarzt ist zwingend notwendig.
Anlegen eines Druckverbandes
Legen Sie mehrere Papiertücher auf die Wunde und fixieren Sie diese
durch die Auflage eines Tuches. Die Tuchenden führen Sie um das Bein
und kreuzen Sie diese auf der Gegenseite. Nehmen Sie ein Päckchen
Taschentücher und legen Sie diese auf die Wunde und verknoten Sie die
Enden des Tuches fest darüber. Sollte das Tier durch den Verband bluten,
so lösen Sie keinesfalls den bestehenden Verband, sondern legen einen
zweiten Verband an.
Bissverletzungen
Kleine Bissverletzungen, z.B. durch grobes Spielen, werden leicht übersehen und
können dadurch Probleme mit sich bringen.
Wenn Ihr Vierbeiner nach einer Rauferei an einer bestimmten Stelle häufig schleckt
oder in einem bestimmten Bereich berührungsempfindlich ist, müssen Sie diese Stelle
genau überprüfen. Schneiden Sie zu diesem Zweck die Haare an dieser Stelle ab, so
dass Sie die Verletzung mit Wunddesinfektionsmittel behandeln und mit einem
Verband abdecken können. Der Hund sollte auf jeden Fall vom Tierarzt behandelt
werden, da nur dieser die Tiefe der Verletzung feststellen kann. Darüber hinaus ist
eine antibiotische Versorgung des Tieres nötig, denn jeder Biss ist infiziert.
Denken Sie daran, jeder Biss kann zu einer Infektion und sogar zu einer
Blutvergiftung führen.
Achten Sie auch darauf, dass Ihr Hund über einen aktuellen Tollwutschutz verfügt.
Diese Krankheit ist in unserer Region zwar sehr selten, aber leider nicht ausgestorben.
Allein ein Verdacht in dieser Richtung reicht aus, dass der Amtstierarzt eine Tötung anordnen kann. Ein Verdacht liegt vor, wenn Ihr Hund von einem Wildtier oder streunenden Hund innerhalb eines Tollwutgebietes gebissen wurde und die letzte Tollwutimpfung abgelaufen ist.
Hitzschlag
Symptome einer Überhitzung des Körpers sind
starkes Hecheln, Speicheln und schnelle Atmung.
Bei nachstehenden Symptomen muss umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden:
- rote, vergrößerte Zunge
- zäher, klebriger Speichel
- laute Atemgeräusche
- Erbrechen
- Zusammenbruch
- Krämpfe
- Teilnahmslosigkeit
- gestörtes Bewusstsein
Ein Hitschlag ist die Überhitzung des Organismus. Bei Hunden liegt die bedenkliche Grenze bei 40° bis 41° C Körpertemperatur. Wird diese überschritten, reagiert der Körper mit massiven Entzündungsreaktionen, welche die Organe, das Blut und das Zentrale Nervensystem in Mitleidenschaft ziehen. Es kann zu oben aufgeführten Reaktionen kommen.
Sobald ein Tier stark hechelt und die Zunge sehr rot und groß erscheint, muss das Tier umgehend mit nassen Tüchern gekühlt werden. Weiter muss dem Tier Trinkwasser und Frischluft zugeführt werden. Ebenso ist jegliche körperliche Anstrengung zu vermeiden.
Wichtig ist, das Tier umgehend dem Tierarzt vorzustellen, da die ersten Minuten nach Feststellen eines Hitzschlages für die weitere Gesundheit und das Überleben des Tieres ausschlaggebend sind.
Wichtig ist: Wenn ein Lebewesen (egal ob Kind, Hund, Katze oder Maus) bei großer
Hitze im Auto eingesperrt ist und offensichtlich leidet, darf die Scheibe
von Passanten eingeschlagen werden. Dabei muss auf jeden Fall die
Polizei alarmiert und von diesem Vorfall in Kenntnis gesetzt werden.
Verbrennungen
werden häufig unterschätzt, da äußere Merkmale oft durch das Fell überdeckt
werden. Zieht man an den Haaren und es lösen sich diese dann aus der Haut, liegt
eine Verbrennung mit Beteiligung der tiefen Hautschichten vor!
- Grad à nur Hautrötung, die meist nach wenigen Tagen selbst abheilt
- Grad à Bildung von Brandblasen, Heilung verzögert sich
- Grad à Gewebeschichten sterben ab, Bildung von Brandschorf mit
langwieriger Heilungsphase und Narbenbildung
Bei großflächigen Verbrennungen zweiten und dritten Grades kommt es zu massiven Serumverlusten in den betroffenen Arealen und zur Toxinbildung,
die nach 2 bis 3 Tagen eine Verschlechterung bzw. den Tod des betroffenen
Tieres herbeiführen kann.
Sofortmaßnahmen am Unfallort:
- Kühlung unter fließendem Wasser (mind. 20 Minuten) oder mit einem feuchten Tuch
- Nach der Kühlung mit Wasser 10-15 min. Eisbeutel bzw. Eiskompressen auflegen
- Vorsichtig abtupfen und mit einem gut gepolsterten Verband abdecken.
- Keinen Brandpuder oder Salben anwenden!
Verätzungen
werden in der Regel durch Chemikalien verursacht und sind meist schwerer zu behandeln als Verbrennungen. Solange sich die Chemikalien auf der Haut befinden, solange richten sie Schaden an. Denken Sie bitte daran, zuerst sich zu schützen. Ziehen Sie Handschuhe an, bedecken Sie Ihre Unterarme und schützen Sie Ihre Augen. Legen Sie dem Hund einen Schnauzband an und versuchen Sie im Anschluss die Chemikalie mit fließendem Wasser aus dem Fell zu entfernen. Spülen Sie das Fell mindestens 20 Minuten mit lauwarmen Wasser.
Suchen Sie auf jeden Fall den Tierarzt auf!!!
Stromschlag
Ursache ist meistens das Anknabbern eines Stromkabels. Da ein Stromschlag meist zu einem Muskelkrampf führt, kann das Tier den Fang nicht mehr selbständig öffnen. Achtung: Berühren Sie das Tier niemals, solange noch Strom auf dem Kabel ist. Unterbrechen Sie zuerst die Stromzufuhr (Stecker ziehen, Sicherung herausnehmen). Überprüfen Sie die Herztätigkeit und die Atmung des Tieres. Bringen Sie das Tier in einen abgedunkelten Raum und bedecken Sie es mit einer Decke zur Beruhigung. Geben Sie dem Hund Eiswürfel um die Schmerzen durch die Verbrennungen im Fang zu mildern. Speiseeis kann ebenfalls verabreicht werden.
Suchen Sie auf jeden Fall den Tierarzt auf!!!
Das Tier muss in den darauffolgenden Tagen regelmäßig
auf Herzrhythmusstörungen untersucht werden!!!
Erfrierungen
Bei Erfrierungen wickeln Sie das Tier in eine warme Decke. Erwärmen Sie die
betroffenen Körperteile (z.B. Pfoten) mit warmen Wasser (nicht über 40° C). , z.B.
indem Sie diese in eine Wasserschale mit warmen Wasser tauchen. Sind Ohren,
Hoden oder Schwanz betroffen, so behandeln Sie diese mind. 10 Minuten mit
warmen Umschlägen. Nach der Erwärmung trocknen Sie die betroffenen Stellen
sanft ab und tragen eine dünne Schicht aus tierischem oder pflanzlichem Fett auf
z.B. Lebertransalbe.
Vergiftungen
Leider unterscheiden Tiere nicht nach dem, was gesund für sie ist. Sollte Ihr Tier
ein Gift (z.B. Pflanzenschutzmittel, Haushaltschemikalien o.ä.) zu sich genommen
haben, so suchen Sie unbedingt schnellstmöglich den Tierarzt auf. Hilfreich ist,
wenn Sie die Chemikalie dem Tierarzt mitbringen. Sollte dies nicht möglich sein,
da nur der Verdacht besteht, so bringen Sie das Erbrochene des Tieres mit (falls
vorhanden).
Symptome einer Vergiftung sind:
- starkes Speicheln
- Krämpfe, Zittern
- ungewohnte Pupillengröße
- heftiges Erbrechen oder Durchfall
Sofortmaßnahmen:
- Tier vom Gift trennen
- Maul mit Wasser ausspülen
- Körperteile die mit Gift Kontakt hatten ebenfalls mit Wasser spülen
- bei eingeatmeten Gasen sofortige Frischluft und evtl. künstliche Beatmung
- Erbrechen nur dann, wenn weniger als 30 min. seit Giftaufnahme verstrichen sind, Tier bei vollem Bewusstsein ist und Substanz weder ätzend noch reizend ist
Geeignete Brechmittel:
- lauwarmes konzentriertes Kochsalzwasser
- verdünnte Wasserstoffperoxydlösung 3%ig
Gängige Gegenmittel im Haushalt:
- Wasser zur Verdünnung des Giftes
- Essigwasser bzw. Zitronensaft zur Neutralisation bei Basen oder Laugen
- Natronpulver von Dr. Oetker zur Neutralisierung von Säuren
Giftig für Vierbeiner sind:
- Schokolade
- Weintrauben bzw. Rosinen
- Zwiebeln und Knoblauch
- Macadamia-Nüsse
- Alkohol in jeglicher Form
- Zigarettenkippen
Suchen Sie auf jeden Fall den Tierarzt auf und bringen Sie die Chemikalie,
die Ihr Tier zu sich genommen hat, mit bzw. das Erbrochene, sofern weniger
als 30 Minuten seit der Giftaufnahme verstrichen sind.